Sag mal – was macht eigentlich …

 

Sag mal, Nino Sebt von Gaumengold …

 

… was strahlt denn da so, hinter dem Tresen? Für Nino Sebt gilt, wie für alle anderen Menschen auch: Wer das tut, was ihm am meisten Freude bereitet, der ist angekommen“. Ihre lebhaften Augen und ein strahlendes Lächeln, das alle Gäste in freundschaftliche Gefangenschaft nimmt, bestätigen es: Nino Sebt ist im Leben da angekommen, wo sie glücklich ist. Aber was bedeutet das für sie als Geschäftsfrau? Wie reagiert die Kundschaft auf neue Produkte und Köstlichkeiten? Und wie ist die Beziehung zu Schenefeld? Sag mal, Nino Sebt.

Seit einigen Jahren ist die 38-jährige gebürtige Georgierin mit ihrem persischen Mann verheiratet. Sie selbst nennt das eine Patchworkfamilie und das: „Ist absolut passend zum Sortiment von Gaumengold. Denn den Reichtum dieser beiden Kulturen lassen wir auch in unsere Speisenvielfalt einfließen.“ Und dann ist es auch schon wieder da, das ehrliche, strahlende Lächeln der zierlichen Frau hinter ihrem Tresen, der vor lauter Köstlichkeiten fast überzulaufen scheint. Sebt: „Ich würde sogar sagen, das sind die besten Geschmäcker aus beiden Welten. Neben den vielen Cremes und Dips, gibt es zum Beispiel eine Inspiration aus Georgien: Gefüllte Auberginen mit Walnuss, Granatapfel und frischem Estragon. Das ist ausgefallen, sogar vegan, aber vor allem: Lecker.“ Gerade in dem Augenblick reicht sie mir ein Stück Aubergine über den Tresen und ich darf probieren. Genau das ist es auch, dieses irgendwie alles probieren dürfen, um sich dann erst zu entscheiden, wonach einem wirklich gelüstet. Sebt weiter: „Und unsere neueste Kreation ist unser Tapas-Salat. Der kommt sehr gut an.“ Und schon habe ich den zweiten Probierhappen auf der Hand und dann im Mund. Geschmacksexplosion. Im Kauen schaue ich mich um. Eine liebevoll dekorierte Umgebung mit einigen gemütlichen Sitzmöglichkeiten. So viele Sitzmöglichkeiten, wie die momentanen Vorgaben es erlauben. „Das war mal mehr.“ erahnt Nino Sebt die Antwort auf die Frage, die ich stellen wollte, „Jetzt, wo es auch wieder kälter wird, hoffen wir auf Lockerung. Die Menschen sitzen gern bei uns und das wollen wir ihnen natürlich auch bieten.“ Es sei ganz und gar nicht erstaunlich, dass sie diesen Drang habe, immer alle da behalten zu wollen, willkommen zu heißen. „In Georgien ist es so, dass dort niemand auf der Straße oder unterwegs isst. Essen wird dort irgendwie noch anders zelebriert. Wenig davon geht schnell und das möchte ich den Menschen hier auch bieten.“ Sie wirkt fast ein wenig andächtig und sagt dann „Ganz viele hier im Stadtzentrum sind mir ans Herz gewachsen.

Wir haben noch eine Filiale in der Rindermarkthalle in Hamburg. Aber da sind die Leute anders. Viele Touristen, die dort auch einfach nur schnell kaufen und wieder weg sind.“ Ich bin mir nicht sicher, ob sie gerade ein Tränchen verkneift und dann fährt sie fort: „Ab Mitte März waren wir eineinhalb Monate geschlossen. Nachdem wir in Schenefeld vorsichtig wieder geöffnet hatten, war es beinah so, als würden wir unsere Familie wiedersehen. Ganz langsam und nach und nach, kamen unser Kunden wieder zurück. Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben. Da ist uns die größte Ehre – die Loyalität unserer Kunden auch in diesen harten Zeiten.“ Es ist dieses typisch Norddeutsche. Wir brauchen länger, denke ich bei mir, aber wen wir mal ins Herz geschlossen haben, der bleibt auch darin und das gilt auch für Gaumengold und die Schenefelder. Sebt: „Einen Norddeutschen darf man nicht enttäuschen und natürlich ist das ein hartes Stück Arbeit. Immer frisch, immer innovativ. Ich glaube, ich habe es geschafft, hier diese Oase zu bieten. Hier sitzt Schenefeld mit Familie, Bekannten und Freunden und genießt das Essen an sich. Gerade vor zwei Tagen hatten wir eine kleine Geburtstagsfeier mit 10 Leuten.“ Nino Sebt macht es Spaß diese Familienmanufaktur immer wieder neu zu erfinden und zu entwickeln.

Die Businessfrau: „Ich habe in Georgien Finanzwesen studiert. Über viele Umwege bin ich hierhergekommen. Habe mich in meinen Mann verliebt und hatte beruflich Lust auf etwas anderes als das Finanzwesen. Daher habe ich ein Designstudium hier in Deutschland begonnen und erfolgreich abgeschlossen. Auch wenn ich mein Produktdesignstudium hier im Unternehmen nicht voll entfalte, so habe ich doch das Gefühl, es kommt dem Ganzen zugute. Schauen Sie sich doch mal um.“ Das tue ich. Und tatsächlich. Sowohl die Speisen an sich als auch die Präsentation in der Auslage, im Regal, ja sogar die Einrichtung sind auf höchstem Niveau. Die Geschäftsführerin zwinkert mir zu: „Auge isst mit. Ich bin sehr glücklich und leidenschaftlich gerne hier in Schenefeld.“

Aber „Sag mal …“ Nino Sebt, Geschäftsführerin von Gaumengold: Was sind die Wünsche für das Stadtzentrum, für Gaumengold und für die Zukunft?

Ihr Blick wird unscharf. Nachdenken. Hatte Sie mit so einer Frage etwa nicht gerechnet? Dann ist sie wieder da: „Für den Standort Schenefeld wünsche ich mir noch mehr Vielfalt. Das Stadtzentrum soll nicht größer werden und die Atmosphäre soll so familiär bleiben.“ Sie stockt und merkt, dass ich noch eine etwas andere Antwort erhoffe, Sebt weiter: „Und ja. Ich bin ganz richtig hier. Eine Krise, wie wir sie mit Corona erlebt haben, hat es noch mal gezeigt: In der Krise zeigt sich der Charakter hat doch Helmut Schmidt gesagt. Als die Menschen nicht mehr kommen durften. Und als sie dann wieder da waren. Zurück kamen. Da war das mein persönliches nach Hause kommen. Alles richtig.“ Vielen Dank, für dieses „Sag mal …“, Nino Sebt von Gaumengold im Stadtzentrum Schenefeld.

Das Interview haben wir im September 2020 geführt.