Sag mal – was macht eigentlich …

 

Dr. Bruno Skruodies, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie

 

Warum wird jemand Arzt – und nicht Architekt oder Archäologe oder Anlageberater? Und wenn jemand Arzt wird, warum wird er nicht Kinderarzt, Gynäkologe oder Kardiologe, sondern Orthopäde? Und wenn sich jemand entschieden hat, Orthopäde zu sein, dann möchte man gern wissen: Was ist das Spannende daran, die Ursachen für Schmerzen im Rücken oder im Nacken, für das Kribbeln in den Fingern, die Taubheit in den Zehen, die schwindenden Muskeln, für den plötzlichen Bandscheibenvorfall zu erforschen? Und man möchte wissen, ob es manchmal sinnvoll ist, auf die Cortisonspritze zu verzichten und stattdessen Chiropraktik, Akupunktur oder Osteopathie einzusetzen. Antworten auf all diese Fragen gibt ein alerter, schlanker Typ mit einem freundlichen Lächeln und einem kräftigen Händedruck: Dr. med. Bruno Skruodies, der Orthopäde, der Patienten und Patientinnen in seiner Praxis im 2. Stock behandelt.

Sag mal, Dr. Skruodies, warum arbeiten Sie in eigener Praxis und nicht als Ober- oder als Chefarzt in einer Klinik?

Die Antwort kommt spontan und überzeugend: „Es ist reizvoll, sein eigener Chef zu sein, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für Mitarbeiter*innen zu übernehmen. Aber es ist eben auch jeden Tag immer wieder ein schöner Gedanke, Ideen, diagnostische und therapeutische Ideen, einzubringen und zu realisieren. Mit anderen Worten: Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen. Das ist meine tägliche Triebfeder.“

Sag mal, Dr. Skruodies, es heißt, Ihr Steckenpferd sei die Kinderorthopädie…

Der Orthopäde nickt heftig: „Das ist wohl wahr. Ich hatte das große Glück, während meiner Ausbildungszeit im UKE in einer Kinderorthopädie-Abteilung arbeiten zu dürfen. Da habe ich natürlich viel gelernt, und – ehrlich gesagt – ich liebe den Umgang mit Kindern. Kinder sind eine große und wundervolle Abwechslung zum Alltag mit den Erwachsenen.“

Sag mal, Dr. Skruodies, Sie machen bei Säuglingen eine Untersuchung, die innerhalb der 4. bis 6. Lebenswoche erfolgen muss – das ist die sogenannte Hüftsonografie…was müssen wir darunter verstehen?

Dr. Skruodies lehnt sich zurück, drückt seine zehn Fingerkuppen gegeneinander, erklärt: „Ich kläre im Rahmen der U3-Untersuchung, ob bei dem Winzling eine Hüftgelenksdysplasie vorliegt. Dabei handelt es sich um eine angeborene Fehlanlage des Hüftgelenks. Das bedeutet, die Gelenkspfanne ist zu flach angelegt bzw. nicht richtig knöchern ausgebildet. Bis zu vier Prozent aller Neugeborenen sind davon betroffen. Somit gehört sie zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen des Skelettsystems bei Neugeborenen.“

Sag mal, Dr. Skruodies, angenommen, Sie diagnostizieren nun so eine Hüftgelenksdysplasie…

„Unbehandelt kann es in späteren Jahren tatsächlich zu Schmerzen im Leistenbereich, zur vorzeitigen Abnutzung des Hüftgelenks, im schlimmsten Fall zu schweren Gehbehinderungen kommen. Wenn man die Dysplasie allerdings früh erkennt, kann man schnell mit einer Behandlung einsetzen, so dass die Fehlbildung dauerhaft korrigiert werden kann.“

Sag mal, Dr. Skruodies, verraten Sie uns, warum Sie Orthopäde geworden sind. Gibt es da Schlüsselerlebnisse, die Sie in diesen Beruf geführt haben…?

Dr. Bruno Skruodies lächelt, antwortet: „Erlebnisse schon…ich weiß nicht, ob man sie Schlüsselerlebnisse nennen soll. Ich bin durch den Sport zur Orthopädie gekommen. Ich habe als junger Mann Volleyball gespielt, ich war mit dem HSV in der Bundesliga, Anfang der 80iger sind wir Deutscher Meister und Pokalsieger geworden. Wir haben damals als Team die 1. Volleyball-Bundesliga ziemlich dominiert und haben sogar im Europapokal gespielt. Aber beim Volleyball habe ich natürlich auch immer wieder Spieler gesehen, die sich verletzt haben…in solchen Situationen zu helfen, das war mein Ansatz. Insofern war die Orthopädie die logische Folge.“

Sag mal, Dr. Skruodies, Sie sind in Litauen geboren, in Bremen groß geworden, haben in Hamburg gespielt und studiert. Konnten Sie als erfolgreicher Volleyballer eigentlich Ihr Studium finanzieren?

Der Orthopäde schüttelt den Kopf. „Finanzieren nicht, aber mitfinanzieren, es war einfach ein gutes Zubrot.“

Sag mal, Dr. Skruodies, spielen Sie heute noch Volleyball?

Wieder ein Kopfschütteln. „Das wäre viel zu zeitintensiv und würde mit meinem Beruf kollidieren. Ich spiele in meiner Freizeit mit Freunden Tennis, mache Fitness-Training, und am Wochenend sitze ich gern auf meinem Motorrad.“

Sag mal, Dr. Skruodies, was ist eigentlich das A & O einer Behandlung?

Für den erfahrenen, niedergelassenen Orthopäden gibt es da natürlich nur eine Antwort, und die lautet: „Das ist nach dem Anamnesegespräch und der Untersuchung eine klare, saubere Indikation. Nur, wenn ich weiß, wo das Problem liegt, kann ich mit der Therapie loslegen und dann auch im Idealfall erfolgreich therapieren. Die Medizin ist eine Wissenschaft, und das bedeutet absolut gewissenhafte Arbeit. Und es geht um kranke, angeschlagene Menschen, die es verdient haben, dass man sein ganzes Wissen einsetzt, um zu helfen.“

Sag mal, Dr. Skruodies, in Medien ist manchmal zu lesen, dass viele Menschen auch einfach zu früh zum Arzt gehen…gibt es den idealen Zeitpunkt, um einen Termin beim Doktor zu vereinbaren?

Klare Worte dazu von Dr. Skruodies: „Die Notfallambulanzen in den Kliniken sind tatsächlich gnadenlos überlaufen, weil dort viele Menschen sind, die da nicht hingehören. Daraus ergeben sich lange, lange Wartezeiten, und die Patienten, die wirklich massive Probleme haben, müssen lange, eigentlich unnötige Wartezeiten in Kauf nehmen. Grundsätzlich würde ich sagen: Wer Schmerzen hat, sollte zum Arzt gehen und nicht auf die Selbstheilungskräfte hoffen…“ Pause dann: „Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Schmerzempfindlich sehr, sehr unterschiedlich ist. Ich erlebe Menschen, die die Folgen eines verstauchten Fingers kaum aushalten…andererseits war kürzlich eine 90jährige Frau bei mir in der Praxis, die nach einem Sturz eine Trümmerfraktur im Handgelenk hatte. Das muss fürchterlich weh getan haben, aber sie hat zu Hause drei Wochen abgewartet, um dann nach erfolgloser Eigentherapie zu mir zu kommen…Es ist schon erstaunlich, was manche Leute aushalten, wenn sie die Zähne zusammenbeißen…“

Sag mal, Dr. Skruodies, Sie haben eine große Therapie-Bandbreite…Chiropraktik, Akupunktur, Osteopathie…nehmen Ihre Patienten diese Therapien auch sehr gern an, oder wollen sie einfach nur schnell eine lindernde Cortisonspritze?

„Nein, die sogenannte Komplementärmedizin oder Alternativmedizin sind sehr geschätzt, und wir erzielen damit auch immer wieder große Erfolge.“

Was versteht man nun unter Akupunktur oder beispielsweise Osteopathie?

Auf der Internetseite www.orthozentrum-schenefeld.de gibt Dr. Bruno Skruodies die Antworten.

o Die Akupunktur ist eine der ältesten Heilmethoden dieser Welt, bei der durch Reizung definierter Akupunkturpunkte auf der Haut, Störungen im gesamten Organismus beeinflusst, gelindert oder sogar behoben werden können. Im orthopädischen Bereich kann die Akupunktur bei Beschwerden, Entzündungen und Schmerzen des Muskel-, Sehnen- und Bewegungsapparates wie z.B. Arthrose / Arthritis, rheumatoide Erkrankungen, Wirbelsäulenbeschwerden durch Bandscheibenschäden, Nervenwurzelreizungen oder Wirbelgelenksarthrosen eingesetzt werden.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen mittlerweile Kosten für Akupunkturbehandlungen bei Arthrose (Verschleiß) der Kniegelenke sowie bei chronischen Kreuzschmerzen. Die privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten für jegliche Akupunkturbehandlung gemäß GOÄ-Ziffer.

Osteopathie

Der Begriff Osteopathie leitet sich ab vom griechischen Wort „Osteon“ = Knochen und „Pathos“ = Leiden und beschreibt ein alternativ-medizinisches Konzept zur Behandlung von Erkrankungen des menschlichen Körpers.

Zu den Grundlagen der Osteopathie gehört die Betrachtungsweise des Körpers “als Ganzes” oder als “gesamte Funktionseinheit” sowie die Fähigkeit zur Selbstregulierung oder –heilung.

Ziel der osteopathischen Behandlung ist es, diese Selbstheilungskräfte zu aktivieren und es dem Körper dadurch zu ermöglichen, Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Der Osteopath versucht nun, diese Zusammenhänge herauszufinden und entsprechend zu behandeln.

Im Juli 2012 habe ich die mehr als 4 Jahre dauernde Ausbildung zum Osteopathen in der DGOM (Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin) erfolgreich abgeschlossen.

Sag mal, Dr. Skruodies, ein paar Worte von Ihnen zur Eigenverantwortung, gehen wir wirklich verantwortungsbewußt und respektvoll mit unserem Körper, mit unserer Gesundheit um, oder…?

Der Orthopäde unterbricht die Frage, antwortet: „Es gibt nicht die Wunderspritze, die den Patienten aus seiner Verantwortung entläßt. Bei vielen bauen sich Spiralen auf – von der Verfettung, über Diabetes bis hin zum Bluthochdruck und Schlaganfall – die nicht nötig wären. Jeder Mensch muss verstehen und verinnerlichen, dass er seine Gesundheit selbst steuert und in der Hand hat. Manche kommen mit Problemen in die Praxis, die über Jahre gewachsen sind…eine Kette von Verhaltensfehlern. Der Arzt kann Ratschläge erteilen, aber umsetzen müssen es die Menschen dann selbst…“ Dr. Skruodies atmet tief durch, fügt hinzu: „Früher sind wir als Kinder auf Bäume geklettert und haben Fußball gespielt. Wir waren an der frischen Luft, haben getobt, haben uns bewegt. Wir haben auch Mannschaftssport betrieben, um soziales Verhalten zu erlernen. Ehrlich, da passiert heute zu wenig – das Daddeln, das Spielen auf Handykonsolen, ersetzt immer mehr die natürliche, notwendige Bewegung von Jungen und Mädchen. Eltern sollten darauf achten und realisieren, dass sie ihren Kindern einen großen Gefallen fürs Leben tun, wenn sie ihnen die Bewegung schmackhaft machen.“

Sag mal, Dr. Skruodies, gibt es Zauberformeln für ein gesünderes Leben…?

Der Doktor: „Zauberformel ist ein großes Wort. Aber Bewegung wäre ein wichtiger Baustein, um dem Körper eine Chance zu geben, eine positive Entwicklung zu nehmen. Und gesundes Essen statt Fastfood wäre sehr hilfreich. Ich esse auch manchmal eine große Portion Pommes, aber ich achte dann wieder darauf, dass ich auch ausreichend Obst und Gemüse zu mir nehme. Die Menschen wissen mittlerweile, dass Gesundheit, Ernährung und Bewegung miteinander in Zusammenhang stehen. Aber sie unterschätzen, dass das Thema Rückengesundheit auch von diesen Faktoren abhängig ist. Neben Muskeln und Bändern brauchen besonders Bandscheiben und Knochen Nahrung, um den täglichen Ansprüchen gerecht zu werden.“

Dr. Bruno Skruodies sagt, was wichtig ist:

o Kalzium für die Knochen – also Käse und Joghurt, Spinat, Brokkoli, Samen und Nüsse.

o Vitamine für die Mineralstoffaufnahme – also frisches Obst und Gemüse. Gern auch Vitamin D – also Pilze, Fisch, Beeren.

o Magnesium für Knochen und Muskeln – also Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse.

o Eiweiß für eine gute Muskulatur – u.a. Fisch, Eier, Quark, Fleisch, Hülsenfrüchte oder Nüsse.

o Flüssigkeit für die Bandscheiben – d.h. täglich mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee. So bleiben Bandscheiben beweglich und elastisch.

Sag mal, Dr. Skruodies, eine letzte, abschließende Frage: Mussten Sie sich eigentlich schon mal bei einem Orthopäden behandeln lassen…?

Er lacht. „Wer Volleyball gespielt hat, der hat auch schon mal dieses oder jenes Wehwehchen gehabt…“ Er sagt nichts, der Doc, fasst sich wie zufällig ans Knie…das ist die Antwort!

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Meine Gedanken nach dem Interview, auf dem Weg zum Auto. Dr. Bruno Skruodies ist einer von vier Ärzten und Ärztinnen, die wir in hier in ihren Praxen kennengelernt haben. Die Menschen, die im Stadtzentrum nach Hilfe suchen, haben’s gut: Denn hier im Staddi, wie das Stadtzentrum von vielen liebevoll genannt wird, praktizieren Doktoren und Doktorinnen, die ihr Wissen und ihre Leidenschaft für das Helfen und das Heilen in den Mittelpunkt ihres und Ihres Lebens gestellt haben.

 

 

 

Das Interview haben wir im April 2022 geführt.