Lücke

 

Sag mal – was macht eigentlich …

 

 

Bettina Irmscher von Liebau Orthopädietechnik …

 

Sag mal, Bettina Irmscher, wie schafft man so eine Karriere?

„Ich bin ein zielorientierter Mensch – deshalb weiß ich immer genau, welche Ziele ich anstrebe. Und ich bin erst zufrieden, wenn es mir gelungen ist, das Ziel zu erreichen.“

Bettina Irmscher hat allen Grund, sich so klar auszudrücken. Seit zwei Jahren ist sie Hamburger Standortleiterin bei Liebau Orthopädietechnik, und bevor sie mit 60 Jahren diese verantwortungsvolle Aufgabe übernahm, war sie Finanzvorstand (kaufmännische Direktorin) bei drei renommierten Universitätskliniken! Mit anderen Worten: Das mittelständische Rostocker Unternehmen Liebau hat sich eine Frau an Bord geholt, die mit Geld umgehen kann und sich nicht einschüchtern lässt, wenn ihr im Berufsleben mal der Wind eisig von vorn ins Gesicht bläst!

Sag mal, Bettina Irmscher, wie und warum entscheidet man sich für ein BWL-Studium, für einen Berufsweg also, in dem es vorwiegend – locker ausgedrückt – immer nur um Moneten geht?

„Ich hatte schon immer eine Affinität zu Zahlen,“ sagt die Liebau-Frau, „eigentlich wollte ich Steuerberaterin werden. Aber dann ist es doch anders gekommen – wie gut. Denn ich habe schnell gemerkt, dass mir Zahlen allein zu langweilig sind. Ich wollte Zahlen UND Kommunikation, Kontakt zu Menschen.“

Bettina Irmscher wurde 1958 in Hamburg geboren. Weil ihr Vater, ein Hamburger Stadtplaner, einen Job in Frankfurt am Main bekam, zog die ganze Familie mit. An der Goethe-Universität begann die Abiturientin ihr Studium, es folgte ein Job in einem Wirtschaftsprüferunternehmen in Mainz. Erste große Karrierestation war dann die Degussa AG in Frankfurt, damals noch ein mächtiger Chemiekonzern. „Ich wurde Mitarbeiterin in der Konzernrevision.“

Sag mal, was bedeutet Konzernrevision?

Die Irmscher-Antwort: „Ich prüfte Bücher, checkte Geschäftsvorgänge, untersuchte, ob interne Finanzgesetze eingehalten werden, guckte, ob es irgendwo schwarze Schafe gibt, die einem Unternehmen schaden und sich selbst bereichern möchten.“ Sie atmet tief durch: „Ein spannender Job. Ein wirklicher Superjob.“ Sie jettete für Degussa um die Welt – nach Südafrika, nach Südamerika. Überall dort, wo Degussa Niederlassungen hatte, tauchte Bettina Irmscher irgendwann einmal auf. „Ich war absolut privilegiert, nicht jeden Tag ins gleiche Büro gehen zu müssen…“ Fünf Jahre lang machte die Konzern-Frau diesen Job.

Sag mal, aber warum dann die Trennung? So einen Job gibt man doch nicht freiwillig auf…

„Stimmt,“ antwortet die zierliche, charmante Frau, „aber, wenn man sich in einen Mann verliebt, dann folgt man ihm…“ Bei Bettina Irmscher war’s so, dass sie ihrer großen Liebe nach Berlin folgte. Sie guckt immer noch verliebt, während sie erzählt: „Es gab ein Architektentreffen in Berlin. Mein Vater nahm mich mit nach Berlin – und dort traf er sich mit seinem Kommilitonen, der seinen Sohn, ebenfalls Architekt, mitgebracht hatte. Ja,“ sagt sie, „als sich den Mann sah, wusste ich, was Liebe auf den ersten Blick bedeutet. Herzrasen! “ Also, adieu Frankfurt, bye, bye Degussa – Umzug nach Berlin, nach Charlottenburg, einen Steinwurf vom Ku’damm entfernt. Mit 29 Jahren begann für Bettina Irmscher ein Leben zu zweit, das Leben auf der Überholspur!

Wenn Bettina Irmscher bis dahin gedacht hatte, sie hätte schon Karriere gemacht, dann wusste sie nicht, was ihr noch bevor steht!

Sag mal, Bettina Irmscher – was denn?

Nun, nach gemeinsamer Berliner Zeit zog das glückliche Paar nach der Wende nach Halle. Thomas Irmscher eröffnete dort in der Uni-Stadt ein Architekturbüro, seine junge Frau wurde Dezernentin und ab 1996 Verwaltungsdirektorin an der Universitätsklinik der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale. Nach erfolgreichen Jahren in Halle wechselte sie 2003 als Kaufmännische Direktorin an die Universitätsklinik Rostock. Für ihre Verdienste um die wirtschaftliche Konsolidierung der Universitätsklinik beziehungsweise der Universitätsmedizin in Rostock wurde sie dann 2010 zur „Klinikmanagerin des Jahres“ gewählt. Ihr war es gelungen, schon nach einem Jahr ihres Wirkens die Unimedizin aus den roten Zahlen zu holen.

Sag mal, Bettina Irmscher, aber wann und wo bekamen Sie Kontakt zu Liebau?

„Hier in Rostock,“ antwortet sie, „Liebau ist ja ein Rostocker Handwerksunternehmen mit 90 Mitarbeitern, und hier lernte ich auch Gunar Liebau, den Geschäftsführer, kennen. Und schätzen. All die Orthopäden der Uniklinik und deren Patienten*innen waren vollauf zufrieden mit den Produkten, die Liebau Orthopädietechnik anfertigte. Ob Orthesen oder Prothesen, ob Korsetts oder orthopädische Maß-Schuhe, ob Kompressionskleidung für Kinder oder Leibbinden und Mieder – Liebau lieferte nicht nur in bester Qualität, sondern auch pünktlich. Bettina Irmscher: „Die Firma hatte einfach ein sehr gutes Image. Und das ist natürlich auch für die Zusammenarbeit mit einer Uniklinik von hoher Bedeutung.“

Aber Rostock war noch nicht das Ende der Fahnenstange. Im April 2013 wechselte die ‚Klinikmanagerin des Jahres’ in gleicher Position in die Mainmetropole ans Frankfurter Universitätsklinikum. „Mit Frau Irmscher konnten wir eine profilierte Spitzenmanagerin für diese zentrale, bedeutende Funktion gewinnen. Exzellentes Management ist eine wichtige Voraussetzung, um das Universitätsklinikum Frankfurt als Standort von Spitzenforschung, exzellenter Lehre und medizinischer Grundversorgung im Prozess der weitreichenden Modernisierung und umfangreichen Investitionen im Wettbewerb zu positionieren“, sagte die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann damals.

Finanzvorstand bei so einem Milliarden-Umsatz-Unternehmen – das heißt mehr als Fünf-Tage-Woche. Da gibt es kein freies Wochenende, kein gedankliches ‚Abschalten‘. Karriere hat auch immer viel mit Stress zu tun, und als der Moment kam, an dem Bettina Irmscher ernsthaft darüber nachdachte, wieder mehr Zeit für sich, für ihre Freunde, für ihren Mann zu haben, traf sie Gunar Liebau in Frankfurt.

„Wie geht’s Ihnen?“ fragte der Rostocker Boss die Powerfrau. „Mir geht’s gut,“ sagte sie, aber ehrlich fügte sie hinzu, „eigentlich möchte ich gern wieder Richtung Norden ziehen. Und ich möchte vor allem weniger arbeiten…am liebsten nur drei Tage die Woche.“

„Da habe ich was für Sie,“ sagte Gunar Liebau, „ich suche in Hamburg eine Standortleitung…“

Sag mal, Bettina Irmscher, sorry…aber Sie hätten sich doch auch getrost aus dem Berufsleben zurückziehen können…andere gehen mit 60 in Rente…

„Das ist richtig, aber gar nicht mehr arbeiten – nein, das wollte ich nicht. Das wäre mir zu langweilig, dafür bin ich viel zu neugierig. Ich freute mich auf etwas Neues, auf andere Themen, andere Menschen….“ –

Und auf weniger Verdienst…?

„Geld interessierte mich nicht so sehr. Geld ist wunderbar, aber ich war auf der Suche nach mehr Lebensqualität. Ich wollte nicht mehr diesen Stress, der einen auffrisst,…“

Und so wurde aus der ersten Rostocker Begegnung zwischen Gunar Liebau und Bettina Irmscher vor zwei Jahren eine professionelle, erfolgreiche Zusammenarbeit im Stadtzentrum Schenefeld!

Bettina Irmscher hat nicht nur einen sehr guten Kontakt zum Liebau-Team – es ist noch wesentlich mehr, und das drückt sie so aus. „Wir haben in unserer Werkstatt exzellente Orthopädie-Techniker*innen, vor denen ich allergrößten Respekt habe. Es sind schließlich nicht nur irgendwelche Techniker, die ein Handwerk beherrschen – sie schenken Männern, Frauen und Kindern mit ihren speziellen Anfertigungen ein neues, zweites, oftmals unbeschwertes Leben. Gehandicapte Menschen können wieder laufen, sie können wieder greifen, sie haben keine Schmerzen mehr. Ich sehe ja, mit welcher Akribie und Empathie unsere Techniker die Patienten behandeln, wenn sie zu uns in die Werkstatt zum Ausmessen und dann zur Anprobe kommen. Da fließen am Anfang manchmal Tränen, und wenn dann alles sitzt und passt, sind die Tränen getrocknet, und es kann wieder gelacht werden. Um das zu erreichen, muss man eben nicht nur ein guter Techniker sein, man muss ein Mensch mit Herz sein.“ Pause, dann: „Das zu erleben, macht mich auch immer wieder happy.“

Sag mal – und wie sieht Bettinas Mann Thomas den Power-Weg seiner Frau?

„Wir beide leben schon ein ungewöhnliches Leben. Mein Mann hat ja noch sein Architekturbüro in Halle – ich wohne hier in Hamburg. An Wochenenden kommt er entweder nach Hamburg, oder ich fahre zu ihm nach Halle. Oder aber wir treffen uns in unserem Haus auf Rügen.“ Putbus auf Rügen – das ist der erste Wohnsitz des Ehepaares Irmscher.

Sag mal, Bettina Irmscher, mehr als zwei Jahrzehnte Wochenendbeziehung – wie gut tut das einer Ehe?

Bettina Irmscher hat eine klare, freundliche Antwort: „Natürlich muss man aufpassen, dass man sich nicht auseinanderlebt. Aber wir telefonieren täglich miteinander und,“ und dabei lächelt sie wieder, „eine Wochenend-Ehe scheint ja Vorteile zu haben. Sonst hätte unsere Ehe sicher keine 30 Jahre gehalten.“

So ganz allein freilich ist Bettina Irmscher nicht. Sie hat Aaron an ihrer Seite, einen Flat-Coated Retriever, ein gelehriger, aufmerksamer und aktiver Arbeitshund. Dreimal am Tag ist sie mit ihm an der frischen Luft, die Wohnung im Hamburger Portugiesen-Viertel hat sie genommen, weil direkt vor der Haustür eine Hundewiese ist. Sie selbst nennt ihren Aaron einen Hund mit Abitur…

Ein Hund mit Abitur?

„Ja,“ begründet sie, „als ich meinen Jagdschein gemacht habe, habe ich Aaron als Jagdhund ausbilden lassen. Aaron gilt als Apportierspezialist, und er ist besonders geeignet für die Entenjagd, aber,“ und dabei lacht sie ein herzhaftes Lachen, „ ‘ne Ente habe ich noch nie geschossen!“

Und, sag mal, wie geht’s beruflich weiter, jetzt mit mittlerweile 63 Jahren?“

Klare Frage, ehrliche Antwort: „Ich habe nicht das Bedürfnis, mit 65 in den Ruhestand zu gehen. Also, wenn ich gesund und munter bleibe und das Gefühl habe, dass ich hier bei Liebau noch etwas bewegen kann, mache ich weiter. Und…so lange mein Chef mich erträgt. Aber bis jetzt habe ich das Gefühl, er erträgt mich ganz gut…“

Gunar Liebau – ein Chef mit dem richtigen Händchen für die richtige Powerfrau!

Vielen Dank, für dieses „Sag mal …“, Bettina Irmscher von Liebau Orthopädietechnik im Stadtzentrum Schenefeld.

Das Interview haben wir im März 2021 geführt.